Uns gehört die Welt! – Eine Rezension

von | Nov. 11, 2008 | Lesetipps|Hörtipps | 1 Kommentar

Uns Gehört die Welt (c) www.unsdiewelt.com

Klaus Werner ist mir in den letzten Wochen mehrfach virtuell über den Weg gelaufen. Beim Blogkarneval von Christoph Harrach stieß er ins gleiche kritische Horn bezüglich des Fair-Trade-Man wie ich, auf Xing hat er schnell die neue Gruppe „Nachhaltige Entwicklung“ gefunden, die ich neu gegründet habe und bei der Vorbereitung einer Veranstaltung fiel sein Name ebenfalls, als es um die Suche nach potentiellen Vortragenden ging. In meinem Bücherregal „steht“ er auch mit seinen Büchern „Schwarzbuch Markenfirmen“ als Co-Autor von Hans Weiss und dem „Schwarzbuch Öl“ als Co-Autor des von mir sehr geschätzten Thomas Seifert. So wollte ich natürlich auch sein neues Buch „Uns gehört die Welt!“ lesen. Klaus Werner heißt zwischenzeitlich Klaus Werner-Lobo und ist alleiniger Buchautor. Den Spürsinn des  „Lobo“ (Wolf) hat er behalten oder sogar noch geschärft. Eine Anfrage beim Hanser-Verlag und wenige Tage später landet das Buch in meinem Postkasten.

Und damit auch gleich zum Inhalt. Worum es im Buch geht, stellt der Autor gleich zu Beginn klar. In Anspielung auf seine vergangenen Bücher schreibt er:

In diesem Buch geht es aber um mehr: Es soll den Zusammenhang von globalen Problemen wie Armut, Ausbeutung und Korruption, Krieg, Rassismus und Klimawandel mit unserem persönlichen Alltag durchschaubarer machen.

Die Erwartung an den Inhalt ist damit natürlich groß. Doch zu Beginn kommt gleich eine Ernüchterung … die Welt gehört denen, die das Kapital besitzen. Den Unternehmen, die Umsätze erwirtschaften, die das BIP so mancher Länder übersteigen. Den Bill Gates‘, Warren Buffets und Brüdern Albrechts (Hofer/Aldi) oder noch einfacher …. dem Kapital. Zahlreiche Zahlen und Fakten scheinen dies zu untermauern. Doch wer reich ist, produziert Armut und das meist fern von Kameras und Tageszeitungen. Sei es nun in Minen im Kongo, in denen Tantal für unsere Handys gewonnen wird und dafür seit Jahrzehnten ein blutiger Krieg geführt wird, dem bereits mehr als 5 Millionen Menschen zum Opfer gefallen sind. Fernab von Schlagzeilen und Medien (Martin Agsten bloggt auf fairdo darüber). Oder auf Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste, wo Kinder als Sklaven gehalten werden und so lange 16 Stunden am Tag die Arbeit von Erwachsen machen, bis sie vor Erschöpfung sterben und einfach „weggeworfen“ werden. Ein Zitat von Kevin Bales von der Organisation „Anti-Slavery International“ bringt es auf den Punkt:

Jeder dritte Biss Schokolade hat den Beigeschmack von Sklaverei

Doch es wäre nicht der „Wolf“, wenn er diesem Bild nicht etwas entgegenzusetzen hätte. In bewährter Form listet Klaus Werner-Lobo im dritten Teil des Buches wieder Unternehmen auf, die mit den im ersten Teil geschilderten Praktiken zu ihrer Macht gekommen sind. Neben den „Altbekannten“ wie Bayer, Kraft, Adidas oder Siemens finden sich auch so scheinbar unbescholtene wie Apple unter den Sündern.

Außerdem werden im zweiten Teil des Buches einige Beispiele angeführt, wie mit Spaß und Lust gegen Ungerechtigkeit und Machtmißbrauch vorgegangen werden kann. So werden die Rebellischen Clowns ebenso genannt wie eine Schokoguerilla, die in Supermärkten Kakaoprodukte mit Details zur Produktion beklebt, die auf der Verpackung so nicht zu finden sind. Aber auch eine „globalisierte Stadtführung“ kann die Aufmerksamkeit auf die Praktiken, die hinter dem Motto „Geiz ist Geil“ stecken, sehr plakativ aufzeigen.

Mein Resümee:

Klaus Werner-Lobo beschreibt auf sehr kurzweilige Art und Weise Hintergründe und Details über Dinge, die vielen von uns nur zu bekannt vorkommen. Dennoch wollen wir sie beim täglichen Einkauf nicht wirklich wahrhaben. Dass es Alternativen gibt mag auch nichts Neues sein, doch werden hier viele Möglichkeiten aufgezeigt um diese Alternativen auch wirklich zu nutzen. Kritisch sehe ich das Herausgreifen einiger Unternehmen als Beispiel für andere im gleichen Sektor. Selbst wenn im Text stellenweise auch auf die Anderen verwiesen wird, werden hier Schwarze Schafe herausgepickt, die in Wirklichkeit eine ganze Herde hinter sich haben. Eine vollständige Liste würde den rahmen des Buches freilich sprengen. Positiv auf der anderen Seite ist wieder, dass auch gezeigt wird, welche Produkte und Tochterfirmen hinter den großen Namen stehen. Das ist einem oft nicht bewusst, wenn man beim Einkauf nach Alternativen sucht. Das Buch reiht sich jedenfalls sehr gut in die Serie der Schwarzbücher ein. Dass es genau jetzt neu am Markt ist, da die Finanzkrise quer durch alle Unternehmen wandert, mag Zufall sein. Es gewinnt damit natürlich an Brisanz.

Wer übrigens den Autor Klaus Werner-Lobo selbst kennelernen will, der findet hier zahlreiche Gelegenheiten dazu.

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