Ein freund hat mich kürzlich auf eine sehr interessante Person hingewiesen: Richard Buckminster Fuller. Im speziellen galt der Hinweis der etwas anderen Errechnung des Rohölpreises. Buckminster Fuller hat ein Konzept mit dem Namen „World Game“ erstellt (detaillierter erörtert wird dieses Konzept im Buch Critical Path, das ich hier auch gleich als lesenswert bezeichnen möchte). Im Zuge dieses Konzepts hat er den sehr bekannten Geologen Francois de Chadenedes gebeten, den Ölpreis zu berechnen indem er den Aufwand der Natur gemessen an Energiepreisen für Haushalte als Maß heranzieht. Das Ergebnis:
Eine Gallone Rohöl müsste etwa 1 Million US-Dollar kosten.
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Diese Berechnung wurde übrigens bereits in den 60er Jahren angestellt. (Details zur Berechnung gibt es in oben genanntem Buch).
Verlassen wir aber diese theoretische Ebene. Denn ich will ja die „Melkkühe der Nation“ nicht mit Theorien belasten, die schon veraltet sind (heute würde der Preis sicher noch höher sein). Denn tatsächlich rechnet sich Autofahren heute noch viel mehr als in den 60er Jahren. Die Energieagentur Austrian Energy Agency veröffentlichte vor Kurzem die aktuelle Daten zur Entwicklung der Preise des öffentlichen und privaten Nah- und Fernverkehrs. Demnach sind die die Kosten von Diesel in den letzten 20 Jahren inflationsbereinigt (= reale Preise, d.h. unter Abzug der Inflationsrate) vergleichsweise nur geringfügig, nämlich um rund 7 %, gestiegen, Normalbenzin um rund 9 % und Super um rund 10 %. Also doch, die armen AutofahrerInnen sind also die Melkkühe der Nation. Doch halt …. liest man die Pressemeldung der EA weiter, dann findet man in einer Liste Preise, die weit stärker gestiegen sind. Bahntarife um 17%, Innerstädtische Verkehrsmittel um 20% (und da ist die diesjährige Steigerung der Preise der Wiener Verkehrsbetrieb um rund 13% noch gar nicht berücksichtigt), Zeitungen gar um 32% (auch eher für Öffi-Nutzer interessant als für AutofahrerInnen).
Die Melkkühe der Nation beklagen sich dennoch und ihre Klage wird von den Autofahrer-Klubs ihres Herzens natürlich konsequent gestützt. Die Fakten anderer Mobilitäts-Klubs sprechen allerdings eine andere Sprache und die Klagen der AutofahrerInnen sind auch angesichts der oben genannten Zahlen keineswegs berechtigt. Der Präsident der österreichischen Straßenbaufirma ASFINAG macht dies in einem Interview in der Tageszeitung Der Standard (unter der genialen Überschrift „Wachtelkönig und Kröte planen mit – angesprochen wird die Situation in seiner Heimatregion Ennstal) auch noch einmal recht klar, wenn er sagt, dass die Firma 10 Milliarden Schulden hat und diese in den nächsten Jahren auch noch steigen werden.
Öffi-FahrerInnen haben keine derart starke Lobby. Und die Medien sprechen eben nicht auf Zahlen an sondern auf Personen die sich beklagen. Daher an dieser Stelle auch einmal ein Aufruf an Presse und AutofahrerInnen:
Angesichts des steigenden Rohölpreises, der zunehmenden (auch sichtbaren) Auswirkungen des Klimawandels und der durch zahlreiche Studien bereits belegten Verantwortung des Verkehrs wäre es höchst an der Zeit das Jammern auch in Taten umzusetzen. Wenn das Autofahren schon so beklagenswert teuer ist, dann lasst euer Auto doch einfach stehen oder noch besser, verkauft es! Der reale Preis für Rohöl, wie ihn Francois de Chadenedes berechnet hat, wird nie Wiklichkeit werden. Es könnte aber durchaus einmal ins Bewußtsein treten, dass der Treibstoffpreis nur durch massive Interessen und daraus folgende Förderungen auf dem derzeitigen Niveau ist.
Noch ein Hinweis: auf XING habe ich mit oben genanntem Freund ein neues Forum ins Leben gerufen. Titel Verkehr und Mobilität. Es werden hier nicht hauptsächlich die AutofahrerInnen zu Wort kommen, denn die persönliche Mobilität ist im Auto wohl am geringsten. Ich freu mich schon auf interessante Diskussionen. Lasst euch nicht durch die anfängliche Leere des Forums abschrecken. Wenn einmal die ersten Themen am Laufen sind, wird sich die Zahl der Mitglieder und Beiträge rapide erhöhen.
Horst meint
Und wenn man schon nicht ohne Auto auskommt, dann wenigstens nciht die Auto-Lobby unterstützen:
http://www.leben-ohne-diaet.de/text/blog/nachhaltigkeits-tipp-adac-kuendigen.html
roland meint
[@Horst] Du hast schon recht damit. Ich zweifle aber daran, dass ein Ausstieg alleine Zeichen genug ist. bei uns in Österreich hat man die Möglichkeit einem alternativen „Mobilitäts“-Klub beizutreten, dem VCÖ. In Deutschland gibt es den VCD. So wird Gegen-Lobbying gemacht und damit auch die Argumente der Autofahrerclubs gelegentlich entkräftet.