Die Frage wird oft gestellt:
„Wenn denn nun schon alles so schlecht ist und wir rasch handeln müssen, was sollen wir denn dann als erstes, also heute, tun?“
Der Wille zu handeln ist bei vielen vorhanden. Sie würden es sofort tun, wenn … ja wenn es nur einfach in ihren täglichen Ablauf passen würde. Das geht mir nicht anders. Ich versuche ebenfalls möglichst viel von meinem Tun und Handeln in den regelmäßigen Tagesablauf einzubauen, Gewohnheiten draus zu machen. Wenn dann z.B. plötzlich immer die Bio-Milch im Einkaufswagerl landet, dann ist auch der Preisunterschied nicht mehr so relevant. Die Produkte des täglichen Lebens nehmen nur einen geringen Prozentsatz unsere Gesamtbudgets ein. Einsparungen an dieser Stelle spürt unser Haushaltsbudget kaum. Die Auswirkungen auf die Gesundheit, die Umwelt und das soziale Gefüge von uns allen sind aber ungemein groß. Jeder sollte dazu seine eigene Rechnung anstellen. Bereits nach einem Monat kann man die Ergebnisse sehen und notfalls Gegensteuern. Was ist dabei schon verloren?
Die Nachrichten von Klimawandel, Finanz- und Wirtschaftskrise, Kriegen und schwelenden Konflikten sind lähmend. Dazu kommt, dass meist der Bezug zum eigenen Leben völlig fehlt. Dennoch hören wir sie jeden Tag und bevor es zu Tipps für Aktivitäten kommt, ist die Sendezeit auch schon wieder vorbei, unser Interesse erschöpft oder es war einfach nur gar nicht die Intention des/der BerichterstatterIn, Lösungen zu präsentieren.
Habe ich in meinem Blog schon Lösungen präsentiert? Viel zu wenig, ganz bestimmt. Oder nur für einen kleinen Teil der Menschen, die engagiert aktiv werden wollen.
Nun steht aber Weihnachten vor der Tür und ich möchte meinen Lesern und Leserinnen auch ein kleines Geschenk machen. Es soll nun in den nächsten Tagen also ein paar Tipps geben, wie ihr noch bis Weihnachten ein paar Schritte in Richtung zukunftsfähigen Lebensstil gehen könnt. Ich möchte hier einmal beginnen mit ein paar – meiner Meinung nach – naheliegenden Schritten. Wer diese schon umgesetzt hat, der kann sich zuerst einmal zurücklehnen und hoffen, dass beim nächsten Mal etwas dabei ist.
(1) Zu aller erst müssen wir uns der Situation unserer Erde und unseres Zusammenlebens bewusst werden und einige Zusammenhänge erkennen. Diese Zusammenhänge sind gut in folgendem Video (Dauer etwa 22 Minuten) aufbereitet: The Story of Stuff (Dank utopia.de kann man es neuerdings sogar in deutscher Übersetzung sehen):
Story of Stuff – German from UTOPIA AG on Vimeo.
(2) Nun sollte man sich zuerst einmal 5 Minuten zurücklehnen und das Gesagte auf sich wirken lassen. Dabei sollte man positive Gedanken haben und sich von jeglichem Schuldgefühl befreien. Es geht hier nämlich nicht darum, ein schlechtes Gewissen zu haben. Vielmehr geht es darum, aktiv zu werden. Wir sind also aufgewärmt und haben positive Gedanken. Dann können wir einen Schritt weiter gehen.
(3) Machen wir einen Blick rund um uns. Das kann auch gedanklich sein. Wir sollten uns nämlich zuerst unsere ganz private Umgebung ansehen, unsere Wohnung, unser Haus. Brennt das Licht? Läuft das Radio? Surrt die Waschmaschine? Der Geschirrspüler? Knarrt die Festplatte während der Bildschirm aus Langeweile schon ganz schwarz geworden ist? Aktiviere ihn doch einfach einmal und suche dir einen Ökostromanbieter! Es gibt in Österreich nicht viele davon. Eine Liste für Österreich findest du hier. Für Deutschland kannst du hier suchen und für die Schweiz hier. Dabei ist Vorsicht geboten, denn Stromanbieter haben zwar auch einen eigenen Tarif, der viel grünen Strom verspricht. Nicht selten kaschieren sie damit aber sogar den Import von Atomstrom. Eine kurze Suche bei darkoogle nach „Ökostrom Anbieter“ hilft hier auch.
(4) Einfach ein wenig mehr Strom sparen. Wenn du dir nun über die Kosten dieses Schrittes Gedanken machst, dann ist das die beste Gelegenheit dafür, auch gleich etwas zu unternehmen. Viele Geräte brauchen Strom, selbst wenn sie vermeintlich ausgeschaltet sind. Einige Quellen sind offensichtlich, Radiogeräte, Fernseher, Bildschirme, … andere wiederrum nicht (Bsp. Ladegeräte). Überleg dir, wie du eine dieser Quellen geheimen Stromverbrauchs schließen kannst. Dabei sind deiner Kreativität keine Grenzen gesetzt. Du kannst ein Gerät durch ein besseres ersetzen, eine Steckerleiste kaufen, über die du alle Geräte, die logisch zusammengehören (Bsp. Computer, Bildschirm, Drucker, externe Festplatte, …) mit einem Klick ausschalten kannst, oder dir vornehmen, deine Gewohnheiten zu ändern und zukünftig dein Handyladegerät nach dem Gebrauch immer wieder in eine Schublade zu räumen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt und wenn du hierzu auch noch Tipps hast, dann hinterlasse doch einfach einen Kommentar.
(5) So, jetzt ist es aber Zeit geworden, den täglichen Einkauf zu machen/ zu planen. Also einen Einkaufszettel hergeholt und einiges drauf geschrieben. Dass du den Einkauf zu Fuß oder mit dem Fahrrad beim nächsten Laden machst, ist für dich schon selbstverständlich ;-) Es geht nun also darum, einen Blick darauf zu werfen, was wirklich fast immer auf dem Zettel steht. Sind die Produkte aus biologischer Landwirtschaft (Brot, Butter, Milch, Gemüse, …)? Sind sie fair gehandelt (Kaffee, Tee, Bananen, …)? Wie sind sie verpackt? Überleg einmal, welche Produkte du ganz einfach austauschen kannst. Du sollst dabei nicht auf deinen Genuss verzichten. Es soll auch nicht wieder voll auf die Geldbörse gehen. Vielmehr geht es darum, Gewohnheiten zu hinterfragen.
(6) Der Einkauf ist erledigt und du hast echt Lust bekommen, selbst zu kochen. Doch das macht nur Spaß, wenn auch jemand zum Essen kommt. Lade doch einfach Freunde/innen ein. Vielleicht kann daraus auch gleich eine Regelmäßigkeit werden. Wenn man alle paar Wochen einmal für mehr Leute kocht, spart man Zeit und Geld. Es wird daraus ein gesellschaftliches Ereignis und vielleicht werden dabei auch gleich noch neue Ideen entwickelt wie die Welt zu retten ist für gemeinsame Projekte.
(7) Wenn alle gegangen sind, ist in der Küche das große Chaos. Die Lust zum Zusammenräumen will so gar nicht aufkommen. Wie wär’s dann mit einem guten Buch? Viele Menschen setzen sich nach einem anstrengenden Tag einfach vor den Fernseher und lassen sich berieseln. Das gibt ihnen das Gefühl zu entspannen. Häufig führt das aber zu einer Überreizung der Sinne und wühlt mehr auf, als es entspannt. Die Alternative wäre ein gutes Buch oder eine kurze Meditation. Danach kann man mit neuer Energie an die nächste Tätigkeit gehen oder auch den wohlverdienten Schlaf antreten.
(8) Zeit schenken. Klingt banal und langweilig. Doch darin liegt viel Kraft für einen zukunftsfähigen Lebensstil. Eine der bittersten Essenzen der Gegenwart ist, dass uns ständig vermittelt wird, alles jetzt und sofort zu machen oder zu bekommen. So als ob es kein Morgen mehr geben würde. Dabei wird das Meiste davon auch morgen und übermorgen noch genauso da sein. Wie oft hören wir: „Ach, hätte ich doch ein wenig mehr Zeit!“ oder: „Die letzte Zeit war sehr stressig!“. Nimm also einfach einmal deinen Kalender her und trage dir für jede Woche 1 Stunde für dich und 1 Stunde für Menschen, die dir wichtig sind, ein. Versuch gleichzeitig andere Dinge zu streichen. Die gewonnene Zeit soll nicht verplant, sondern spontan verfügbar sein. Ziel ist es im ersten Schritt, einfach nur 2 Stunden pro Woche NICHT zu planen!
(9) Was gibt es Schöneres, als vor Weihnachten den nächsten Urlaub zu planen? Warum ist das einer der ersten Schritte zu einem zukunftsfähigen Lebensstil?, kann man sich jetzt fragen. Viele Probleme unserer Zeit enstehen durch unser derzeitiges Mobilitätsverhalten. Die meisten natürlich durch die täglichen Wege. Dieses Verhalten wollen wir aber erst in einem späteren Schritt angehen. Jetzt wollen wir uns einfach einmal einige Ideen für unseren nächsten Urlaub notieren. Was kann zu meiner Erholung beitragen? Wie viel Zeit werde ich haben? Wie viel Geld soll/darf es kosten? Diese Fragen sollten zu aller erst beantwortet werden und die Antworten sollten jeweils in Bezug zu einander sowie zu einigen der zuvor gegangenen Schritte stehen. Die An- und Abreise sollte in einem verträglichen Verhältnis zur Zeit vor Ort stehen. Die Zeit sollte für einen selbst und die Mitreisenden genutzt werden können. Kultur, Natur, Sport, gutes Essen, Kontakt zu Menschen, …. all das sollte im Verhältnis zur vorhandenen Zeit Platz haben.
(10) Gedanken niederschreiben, was du als nächstes machen kannst. Am besten machst du dir dafür eine Liste, die du dann auch priorisieren kannst. Viele Dinge ergeben sich aus deinen alltäglichen Handlungen. Vieles liest du irgendwo und vergisst es dann wieder. Wenn du dir Dinge, die dir bei deinen täglichen Wegen und Aufgaben einfallen, notierst, dann kannst du in Zukunft die zu Beginn gestellte Frage gleich selbst beantworten. Es geht nicht drum, alles gleich zu machen. Vielmehr geht es darum, mit einigen Dingen heute zu beginnen.
Warum habe ich diese 10 Schritte als erste Schritte auf dem „Weg zu einem zukunftsfähigen Lebensstil“ gewählt? Es werden damit einige der Grundvorraussetzungen skizziert. Wir müssen uns zu Beginn der Problematik der heutigen Zeit bewusst werden und durch dieses Bewußtsein einen Bezug zu unserem täglichen Leben herstellen. Wir alle sind betroffen von der rasanten Ausbeutung der Rohstoffe, von der Ausbreitung eines Finanzsystems, das fern jeglicher Realität und Einflussbereiche wächst. Es gibt unzählige Dinge, die wir sofort erledigen können. Andere bedürfen eines langen Prozesses, während dessen wir Gewohnheiten hinterfragen und möglichst ändern. Zeit, Geschwindigkeit und Verschwendung sind einige davon. Wenn wir es geschafft haben auch nur ein paar dieser Gewohnheiten, die uns jeden Tag begleiten, zu ändern, dann sind wir irgendwann auch bereit, weitreichendere Schritte zu setzen. Wenn wir es schaffen, dass zukunftsfähiges Handeln zum Normalfall wird, dann werden auch die Angebote steigen und wir müssen uns nicht mehr überlegen, was wir tun könnten, sondern wir werden es einfach tun. Es muss nur eine kritische Masse erreicht werden.
Braucht aber starke Nerven, um dieses Video (Punkt 1) über die Hälfte hinaus anzusehen! Obwohl man das Meiste ja eigentlich schon weiss … . Erst mal ist man fast erschlagen – da bleibt nicht viel Energie, um sich bessere Handlungsweisen auszudenken.
Da war übrigens gestern (15.12.08) eine gute Sendung auf Radio DRS2: «Dreissig Jahre nach dem NAWU-Report und ‚Wege aus der Wohlstandsfalle’». Kann man noch als Podcast anhören: http://pod.drs.ch/kontext_mpx.xml
@Daniel … vielleicht hätte ich dazuschreiben sollen, dass man das Video ein paar Tage setzen lassen und einen Wellness-Urlaub machen sollte, bevor man dann an die Umsetzung geht :-)
Danke für den Hinweis auf die Sendung … werd ich mir gleich mal anhören!
Hallo, ich gehe quasi jeden Tag wieder in den Kampf für Mutter Erde, ich möchte das aber alle auch so denken. Es ist ganz schön demotivierent wenn man alles tut um Strom zu sparen und genau weiß das gerade irgendwer gerade super viel Strom durch die Leitungen jagt!Aber ich mach das ja nicht für andere.
Gruß Sebastian