Der Fair Trade Man hat dazu aufgerufen, die Faire Woche in Deutschland ist der Anlass dazu und ich bin aus Überzeugung dabei: beim Blogkarneval zum Thema Fair Trade.
Da ich auf Christophs Blog schon etwas kritisch über seinen „Selbstversuch“ zum Thema Fair Trade kommentiert habe, möchte ich hier einmal mit all den positiven Dingen beginnen, die ich hinter der Initiative Fair Trade sehe und die mich dazu veranlassen möglichst oft nach dem Logo zu suchen. Fairer Handel bedeutet in diesem Fall fair mit den ProduzentInnen in den Ländern des Südens umgehen. Deren Produkte finden sich zunehmend in unserem Handel und ergänzen oder ersetzen gar in immer größerem Ausmaß unsere eigenen Produkte. Das hat mehrere Gründe: einerseits zählen Produkte wie Kaffee, Schokolade oder Bananen bei uns bereits zum Alltag, andererseits wird bei uns auch immer öfter die Saison quasi verlängert indem man Gemüse und Obst ganzjährig konsumiert. Herkunftsland egal!
Als ich zum ersten Mal in Lateinamerika war, mußte ich mit Entsetzen feststellen, wie die Rohstoffe für unseren Kaffee dort produziert werden. Neben Kinderarbeit, Männern, die Säcke mit bis zu 100 Kg teils bereits unter konstanten Schmerzen auf ihre Rücken luden, war der Höhepunkt wohl ein Flugzeug, das im Tiefflug über eine Kaffeeplantage flog. Wir waren zu diesem Zeitpunkt gerade an diesem Ort am Fotografieren und uns blieb ziemlich schnell die Luft weg. Wir retteten uns in den Bus und fuhren ein paar Kilometer weg um einmal kräftig durchzuatmen. Beim Wegfahren sah ich in den Plantagen Frauen und Kinder bei der Ernte. Ich konnte nicht herausfinden welches Pestizid da gerade ver(w)endet wurde. Am nahegelegenen Flughafen, den das Flugzeug offensichtlich zum Nachladen ansteuerte sah ich auf einer Halle aber groß das Logo von Bayer leuchten und deren Praxis in den Ländern des Südens ist ja hinlänglich bekannt.
Mein Entschluss, war damals sofort klar. Ab jetzt wird nur noch eine Alternative getrunken: Kaffee aus fairem Handel. Ein Jahr vor meiner Reise und dem daraus resultierenden Entschluss wurde der Verein TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels gegründet. Parallel dazu wurde ein Label entworfen und damit auch ein EyeCatcher für bereits sensibilisierte oder auch neue Kunden.
So wie mir ging es vermutlich vielen Menschen und TransFair hat viel zu dieser Sensibilisierung beigetragen. Immer mehr Produkte kamen auf den Markt und dem aufmerksamen Kunde wurde schnell klar, dass da im konventionellen Handel einiges schief läuft.
2003 zierte die Produkte dann auch ein neues Label. Zu den ursrpünglichen Lebensmitteln kamen zwischenzeitlich auch andere Produkte dazu, v.a. Baumwolle und Blumen.
Eine Frage, die sich im Zusammenhang mit dem Thema Fair Trade häufig stellt ist die Frage nach biologischer Produktion. Diese wird in einem Bericht auf CSR News zumindest dahingehend beantwortet, dass 70% der fair gehandelten Waren auch aus ökologischer Landwirtschaft stammen. Außerdem habe ich einmal gelesen, das TransFair ökologischen Anbau als Ziel definiert, umgekehrt aber Produkte aus ökologischer Landwietschaft nicht unbedingt auch fairen Handel zum Ziel haben (Quelle wird nachgeliefert!). Dessen sollte man sich durchaus auch bewußt sein, wenn man zwischen Bio-Kaffee oder fair gehandeltem Kaffee aus konventioneller Landwirtschaft entscheiden muss. Bei zweiterem kann es sein, dass die Produktion bereits seit 4 Jahren auf ökologisch umgestellt ist, dafür aber aufgrund der vorherigen konventionellen Nutzung immer noch kein Gütesiegel vergeben wird.
TransFair fördert also den fairen Handel mit Produkten aus Ländern des Südens. Doch wie sieht es mit Gemüse aus Almería aus, oder unseren eigenen Bauern? FairTrade Österreich greift diese Frage in ihren FAQs auf und zeigt damit, dass es durchaus auch ein Thema im eigenen Haus ist. Der Vergleich mag etwas hinken, denn die Bedingungen im ländlichen Raum Ecuadors sind sicher nicht mit denen im Marchfeld zu vergleichen. Doch sollte man nicht vergessen, dass sich in diesem Bereich auch bei uns in den letzten Jahrzehnten einiges zum Schlechteren verändert hat.
Nun aber noch einmal zur konkreten Frage des Blogkarnevals, wie ich denn nun zu Fair Trade stehe? Ich bin überzeugt, dass die Initiative von Transfair und allen anderen „nationalen Siegelinitiativen“ einiges in Bewegung gebracht hat. Die Wirkung auf den Handel mit den in vielen Bereichen neu kolonialisierten Ländern des Südens ist nicht zu unterschätzen. Es bleibt auch noch einiges an Erweiterungsspielraum und es wäre schön, wenn Initiativen, wie Fair Oil in Ihre Fußstapfen treten könnten.
Mit dem Label (siehe oben) und der seit 2007 bei Flo-Cert angesiedelten Kontrolle wurden weitere wichtige Schritte in Richtung Glaubwürdigkeit und Sichtbarkeit gemacht. Dem Konsument wird damit die Wahl der Produkte erleichtert und ein praktisches Instrument in die Hand gegeben stillschweigend gegen die Praktiken der unfairen Player rund um WTO und Konsortium zu protestieren. Vom Fair Trade Man wird man in den nächsten Tagen auch eine umfangreiche Liste an Produkten bekommen, was es denn eigentlich bereits alles an Produkten im Handel gibt. Bei alldem soll aber nicht vergessen werden, dass saisonale Produkte aus ökologischer Landwirtschaft in der eigenen Region die beste Wahl sind. Für den Genuss von „Alltäglichem“ wie Kaffee oder Schokolade oder „Exotischem“ wie Quinoa oder Mangos braucht man nun aber sein soziales Gewissen auch nicht mehr zu belasten.
Hallo Roland,
ich wollte nur darauf hinweisen, dass es auch viele Organisationen gibt die fairen Handel betreiben und ihre Produkte nicht mit dem oben aufgeführten Logo versehen. Bei mir im Shop http://www.faireni.com biete ich einige solcher Artikel an die zwar fair trade sind aber nicht das Logo tragen. Die Importeure handeln aber trotzdem nach dem Fairtrade-Gedanken.