… mit diesem Aufruf beendete Hans Reitz (Grameen Creative Lab) seine höchst anregende Dinner Speech am Ende des ersten Tages der International Conference on Sustainable Production, Trade, Consumption and Lifestyle in Nürnberg.
Hier ein erster Bericht von einem Tag, der nicht viel Neues aber einges an Inspiration bot.
(1) Challenging greenwashing and verifying sustainability
Unter diesem Titel präsentierten und diskutierten Sabine Peters-Halfbrodt (Kraft Foods Europe), Sasha Courville (ISEAL Alliance), Martina Hoffhaus (LOHAS Competence Center – die scheinbar für Claudia Langer von utopia.de eingesprungen ist) und Ulf Jaeckel (deutsches Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit) über Labels, Greenwashing und Firmenstragien. Kraft Foods wurde dabei eindeutig die Rolle des Greenwashers zugeschrieben. Sabine Peters-Halfbrodt nahm diese Rolle zwar keineswegs an, konnte sich aber durch das hartnäckige Nachfragen von Fritz Lietsch (Forum CSR) nach dem Prozentanteil des Kaffees mit dem Siegel der Rainforest Alliance am gesamten Kaffee von Kraftfoods auch nicht dagegen wehren. Vielleicht weiß von den Lesern ja jemand eine Zahl. 30000 Tonnen Kaffee wurden im Jahr 2008 für Kraft Foods unter dem Siegel hergestellt. Das bedeutet im Vergleich zum Jahr 2004 eine Steigerung von immerhin 23000 Tonnen. Ob das Label von der Rainforest Alliance als „nachhaltiges“ Label durchgeht wurde in der Diskussion ebenfalls in Frage gestellt.
Interessant war der Vortrag von Sasha Courville, die die ergeizigen Ziele einer gewissen Standardisierung der Labels von ISEAL präsentierte.
Sehr enttäuschend präsentierte Martina … die Konsumentenseite LOHAS. Verbissen und fast ein wenig arrogant baute Sie ihren Vortrag auf einer Fake-Werbung (wie sie das das selbst bezeichnete) auf, die darstellen sollte, was Greenwashing ist. Auf einem Bild wurden anhand einer fiktiven Werbung für eine Fluglinie einige „Fallen“ von falscher Werbung für die Zielgruppe LOHAS dargestellt. Nicht nur, dass die Beispiele etwas weit hergeholt wirkten, erschienen sie mir auch ganz und gar unglaubwürdig und unrealistisch.
Keine Antwort gab es für mich wieder einmal auf die Frage, warum wir überhaupt ein Label für das „Gute“ vergeben müssen. Das ambitionierte Ziel muss ja schließlich sein, dass diese Labels irgendwann obsolet sind. Dann nämlich, wenn alle Produkte damit ausgezeichnet sind. Warum daher nicht gleich die Menschen/KonsumentInnen informieren, was in den Produkten ist, auf die Auswirkunfgen auf den Körper, auf soziale Strukturen und auf die Umwelt.
(2)Sustainability in a World of Crisis
Unter diesem Titel übte Klaus Töpfer (ehemaliger deutscher Umweltminister und UNEP Direktor) heftige Kritik an der deutschen „Abwrackprämie“ (in Österreich läuft sie unter Verschrottungs-/Umweltprämie). Für ihn wird damit der falsche Weg eingeschlagen. Den richtigen Weg wurde laut Töpfer im Jahr 2007 bei einem Treffen zwischen Nobelpreis- und Entscheidungsträgern in Potsdam vorgezeigt und ist im Potsdam Memorandum „Global Sustainability: A Nobel Cause“ nachzulesen. Er stellte die Frage in den Raum, wieso man nicht 2 Fliegen (Krisen) mit einem Schlag bewätigt, wo doch jetzt die Chance dazu besteht. Eine „Anleitung“ von der UNEP dafür kündigt er noch für Februar 2009 an, dann nämlich sollte ein Konzept für einen „Green New Deal“ vorliegen (angelehnt an den New Deal von Roosvelt). Töpfer regt auch eine Art „Tachometer“ für den Stromverbrauch an, der ähnlich dem Tachometer bei Autos den Energieverbrauch von Elektogeräten anzeigt (ist ja längst keine Zukunftsmusik mehr, wie man nachlesen kann: 1, 2). Dabei soll auch sichtbar werden, ob man zu Spitzenverbrauchszeiten Strom konsumiert. Insbesondere dieser Stromverbrauch macht es ja nötig, dass Energie für diese Phasen zur Verfügung gestellt wird. Energie, die nicht selten von Atom- oder Kohlekraftwerken kommt. Und dann noch der Hinweis auf eine interessante Broschüre vom deutschen Rat für nachhaltige Entwicklung mit dem Titel „Der Nachhaltige Warenkorb„.
(3) Joy + Freedom = Sustainability
Die nachhaltigste Wirkung des Tages und auch zugleich die größte Inspiration für das weitere Handeln gab beim Dinner Speech der „creativ advisor“ von Friedensobelpreisträger Muhammad Yunus, Hans Reitz. Er erzählte in sehr persönlicher Art von der Idee von Social Business und den 7 Prinzipien, die Yunus gemeinsam mit anderen dafür erstellt hat (werde sie hoffentlich noch nachliefern können), vom Grammen Employment und von der Ability Culture in der wir uns jetzt befinden. Er sprach mir damit aus dem Herzen. Wir haben alle Möglichkeiten zum Handeln in unserer nächste Umgebung, wir haben das Wissen und die Freiheit dazu. Es gibt einfach keinen Grund mehr nicht zu Handeln. Wie schon Klaus Töpfer zuvor weist auch Hans Reitz darauf hin, dass wir es uns nicht länger leisten können, dass so viele Menschen in Armut leben und an banalen Sachen wie fehlendem Trinkwasser oder schlechter Gesundheitsversorgung sterben. Wir werden damit keinen Frieden in der Welt erreichen. Dieser ist aber dringend nötig um eine zukunftsfähige Entwicklung zu garantieren. Wir leben in der Ability Culture und können daher unseren Anteil beitragen. Das 7te Prinzip für das Social Business habe ich noch in Erinnerung. Es ist das Einfachste von der Idee her und doch auch für viele das Schwierigste zur Umsetzung:
HAVE JOY!
Joy + Freedom sind demnach auch die Grundessenzen für Sustainability. Hans Reitz entließ mich damit voll Energie und mit unzähligen Gedanken in die Nürnberger Nacht.
Danke für die ausführlichen Informationen. Über mehr Infos zum Thema ‚Social Business‘ würde ich mich sehr freuen, scheint ein sehr spannendes Thema zu sein.
Lg Andi
@ Andreas … zum Social Business wird es bestimmt noch mehr geben. Das Thema ist sehr spannend. Wenn du Lust hast auch darüber auch jetzt schon zu lesen, hier ein Buchtipp:
http://www.grameenfoundation.org/yunus_book/excerpt.php
LG
Roland