Kuyichi – Kunden ignorieren heißt Kunden verlieren

von | März 14, 2011 | Nachhaltig Einkaufen | 0 Kommentare

Ich bin ein Mensch, der sich nicht jedes Jahr neu einkleidet oder dem neuesten Trend in Sachen Mode folgt. Es ist mir nicht nur zu teuer, sondern wiederspricht auch meinen Prinzipien einer nachhaltigen, zukunftsfähigen Entwicklung. Das alles ist einer der Gründe, wieso ich seit Jahren gerne Jeans trage. Sommer und Winter, kurz oder lang, in vielen Variationen.

Ein Loch im Knie der Kuyichi Jean bereits nach 6 Monaten

Seit Langem suche ich nun schon nach Jeans in bio-fairer Qualität, die mir auch gefallen. 2009 habe ich dann auf der Biofach in Nürnberg Tony Tonnaer von Kuyichi gehört und fand den Stil der Jeans und die Philosophie, von der Tony erzählte, echt super. Zurück in Wien habe ich gleich nach einer Kuyichi Jean gesucht und wurde auch fündig.

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Kurzes Vergnügen

Leider war das Vergnügen von kurzer Dauer. Bereits nach einem halben Jahr hatte ich am rechten Knie ein Loch. Da die Hose bereits an mehreren Stellen „vorgedachte Löcher“ hatte, bemerkte ich nicht einmal gleich, dass dieses Loch nicht geplant war. Ich wandte mich also zuerst an die Verkäuferin von Disaster Clothing, wo ich die Hose gekauft habe und blitzte prompt ab. Danach wandte ich mich an die (damalige) Vertretung von Kuyichi Österreich mit folgendem Email.

Liebe Frau Dunja Tariba,

Ich hoffe ich schreibe hier an die richtige Stelle, nämlich an den Kontakt von Kuyichi in Österreich (laut kuyichi.com). Ziemlich genau vor einem Jahr habe ich Tony Tonnaer und einen Herrn von Made By auf der Biofach in Nürnberg gehört und auch gesprochen mit Ihnen. Ich war sehr begeistert von der Idee und dem Handeln von Kuyichi und noch dazu überglücklich, dass ich nun endlich Jeans in Eco-Fairer Qualität kaufen konnte. Zurück in Wien macht ich mich gleich auf die Suche nach einem Store und fand ihn auch nach kurzer Zeit mit Disaster Clothing (http://www.disasterclothing.at/).

Leider öffnete sich bereits nach einem halben Jahr ein Loch am rechten Knie. Ich nahm das zuerst nicht sehr ernst, denn es störte mich nicht. Die Hose hatte zudem bereits vom Design vorgedachte „Löcher“. Das Loch wurde jedoch rasch größer und so ging ich dann doch zu Disaster Clothing. Zu spät, wie mir dort gleich gesagt wurde. Das wurde damit erklärt, dass schon 2 Saisonen vergangen seien und die Hose damit nicht mehr der aktuellen Mode entspräche. Ein Umtausch sei nur bis 3 Monate nach dem Kauf möglich. Von Garantie oder Gewährleistung wollte die Dame gar nicht sprechen.

Nun bin ich zwar ein modischer Typ, wie ich zumindest meine. Leider entspreche ich damit aber nicht dem Idealbild der kapiltalistisch denkenden Modebranche, die möglichst viel Kleidung in immer kürzeren Mode-Intervallen anbringen will, und das (deswegen?) häufig in schlechter Qualität. Ich gebe lieber etwas mehr Geld aus für gute Qualität und Kleidung, die nicht nur eine Saison lang modisch getragen werden kann. Daher kommt auch meine große Liebe zu Jeans.
Kuyichi schien nahezu alle meine Ansprüche abzudecken und ich war daher bereit 135€ für diese Hose auszugeben.

Nun ist meine Enttäuschung über die Qualität ziemlich groß. Noch größer ist aber die Enttäuschung über den Umgang von Disaster Clothing mit diesem Qualitätsproblem. Eine Hose, die nach einem halben Jahr bereits Löcher aufweist (ohne dass sie ständig getragen wurde wohlgemerkt) und nach weniger als einem Jahr ein derart großes Loch hat, dass sie nur noch eingeschränkt benutzbar ist, kann ich in jedem Ramschladen bekommen. Der Schaden ist nicht reparabel und wenn das nicht ein einzelner Qualitätsmangel bei dieser Hose ist, sondern dem Standard von Kuyichi entspricht, dann muss ich im nachhinein den tollen Vortrag von Tony Tonnaer anders bewerten.

Bei der Philosophie von Kuyichi, dem Fairen Umgang mit Produzenten und Umwelt, habe ich erwartet, dass diese Ethik auch beim Umgang mit Kunden ähnlich ist (vielleicht betrifft das aber auch nur Disaster Clothing, deren Stil ich übrigens im Prinzip sehr schätze.) Ist mein Anliegen, diese Hose zu überprüfen oder eine Garantie geltend zu machen wirklich anmaßend oder nicht erfüllbar?

Ich würde mich sehr über eine Rückmeldung Ihrerseits freuen.

Die Reaktion

Einige Wochen später erhielt ich einen Anruf von Fr. Tariba. Sie war sehr zuvorkommend und bot an mir ein Vorjahresmodell zu schicken. Ich war zufrieden damit. Doch leider geschah danach gar nichts. Eine neue Hose landete nie bei mir im Postkasten. Nach einigen Wochen fragte ich noch einmal nach bei Fr. Tariba. Es kam aber keine Antwort zurück. Bis heute nicht.

Kuyichi wurde zu einem großen Ärgernis für mich. Fast 2 Jahre später, im März 2011, spaziere ich durch Berlin auf der Suche nach einer neuen Jean und werde schon bald bei wertvoll fündig. Nudie Jeans ist eine super Alternative. Im Laden am Prenzlauer Berg ist Kuyichi bei Herrenjeans auch ein Auslaufmodell. Es wird ebenfalls die Qualiät der Jeans beklagt. Meine Hose dürfte also kein Einzelfall sein. Es scheint auch einiges an Wechsel bei Kuyichi gegeben zu haben. Tony Tonnaer dürfte nicht mehr dabei sein. Auch die Vertretung für Österreich wurde gewechselt. Vieles davon dürfte 2010 passiert sein. Vielleicht habe ich deswegen keine Antwort auf meine zweite Frage mehr bekommen.

Mein letzter Akt

Als letzten Akt werde ich nun also meine Jean an Kuyichi zurück schicken. Da das Unternehmen auch immer wieder von Recycling-Produkten spricht, lässt sich aus dem alten Ding ja vielleicht noch etwas machen.
Kunden ignorieren heißt Kunden verlieren. Obwohl ich die Mode von Kuyichi noch immer sehr gut finde, wird sie mich nicht mehr anziehen. Und wenn Kuyichi etwas von Kundenbewertungen hält, dann scheint es hier eindeutig Handlungsbedarf zu geben, wie die neuesten Bewertungen im Avocado Store zeigen. Auch zu Disaster Clothing gibt es in Wien zum Glück brauchbare Alternativen.

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