Der Winter war gerade über Wien hereingebrochen, als ich am Nachmarkt bei köstlichem griechischem Bergtee auf meinen Gesprächspartner wartete. Wir hatten uns zuvor noch nie gesehen, nur per Telefon und E-Mail kommuniziert und die Fotos auf Xing stammen wohl auch eher vom Sommer. Doch als ich jemanden auf einem Mini-Rad um die Kurve biegen sah, da wusste ich: Das muss Milo Tesselaar sein. Ohne Führerschein und Auto ist er in Wien immer mit dem Fahrrad unterwegs. Nur wenn die Wege einmal zu weit sind, oder andere Umstände ihn zwingen das Fahrrad stehen zu lassen, nimmt er auch die Öffentlichen Verkehrsmittel oder auch einmal das Flugzeug.
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Milo ist Herausgeber des ersten österreichischen Magazins für Lifestyle, BIORAMA. Mit einer Auflage von 40.000 Stück will er damit die österreichische LOHAS-Szene erreichen, eine sehr potente und kritische Gruppe von KonsumentInnen, die derzeit stark im Wachsen begriffen ist. Geld kann, wenn es fair und nachhaltig eingesetzt wird, eine Umverteilungsmaschine in Gang setzen. Zentrale Punkte dabei sind der Standort (möglichst regional) und die soziale Komponente (trans fair). Unter LOHAS versteht Milo einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Im Biobereich kommt es zu einer immer stärkeren Segmentierung, die ganz deutlich an der Vielzahl an Labels zu erkennen ist. Bei manchen sind dabei die Kriterien schon sehr weit formuliert, andere (Demeter, Ernte) wenden sehr strenge Kriterien an. Angesprochen auf den abgewendeten Einstieg von Lidl bei der Bio-Supermarktkette Basic meint Milo, dass die Konsumenten hier eine Echo bis in die Managementetagen erreicht haben, eine Ebene, die heute quer durch Unternehmen in vielen Bereichen austauschbar geworden ist. Im Bereich nachhaltiger Produkte müssen MitarbeiterInnen aber speziell geschult werden, um auf die Wünsche der Kunden vor allem nach umfassender Beratung entsprechend eingehen zu können. Damit sind sie nicht mehr so leicht austauschbar. Es ensteht dadurch eine neue Arbeitsqualität.
Das Magazin BIORAMA lebt vom Widerspruch, was sich in den Beiträgen wiederspiegelt. So lernen die LeserInnen beispielsweise die Ansichten zum Thema Nachhaltigkeit vom Rallypiloten Manfred Stohl und lernen gleichzeitig das spannende Konzept von biolife kennen. Die Leser können selbst entscheiden, ob nun etwas gut oder böse ist, mein Milo Tesselaar. Es ist wichtig ihnen die verschiedenen Aspekte zum Thema Nachhaltigkeit zu präsentieren.
Mit BIORAMA setzt Milo etwas um, was er schon lange im Kopf hatte und wonach er schon eben solange lebt. Nachhaltigkeit bedeutet für ihn aktiv werden, etwas (selbst) unternehmen und nicht warten, bis andere etwas tun, oder etwas vorzeigen. Mit BIORAMA will er die verschiedenste Bevölkerungsgruppen erreichen. Derzeit wird das Magazin über verschiedene Kanäle vertrieben und das gratis. Sei es nun als Beilage zur Tageszeitung oder zum Biokisterl oder in Märkten und einschlägigen Geschäften. Über die Website kann das Magazin auch abonniert werden, wobei man den Preis dabei selbst festlegen kann. Auch ein neuer Weg, den Milo Tesselaar geht und das schon bevor Radiohead dasselbe mit ihrem neuen Album getan haben, wie Milo nebenbei betont. Die Zielgruppe soll in Zukunft auch ausgeweitet werden und so vielseitig sein, wie die Gruppe der LOHAS, egal ob das nun FahrradfahrerInnen, BenutzerInnen der Ökobox oder Personen sind, die in Österreich Urlaub machen. Der Markt ist groß und eine gesunde Mischung aus Print- und Online-Magazin wird die Zukunft für diesen Markt sein. Zu den beiden Portalen Utopia und IVYworld meint Milo abschließend, dass die Glaubwürdigkeit letztendlich siegen wird und setzt sich dies auch als Maßstab für sein Magazin.
Ich finde BIORAMA eine sehr gute und ansprechende (analoge) Ergänzung zu all den Angeboten, die es im Netz schon gibt. Muse findet man letztendlich doch viel leichter, wenn man nicht von einem Link zum anderen springt, sondern genüsslich in der Hängematte liegt und die Seiten durch seine Finger gleiten lässt. Das Gespräch mit Milo hat mir von Neuem gezeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit bereits weit über das ursprünglich allzu klischeehafte Bild des „Ökos“ (und das meine ich nicht negativ wertend) hinausgewachsen ist.
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Danke nochmal, Roland, für das Zusenden der letzten Nummer. Das Magazin ist gut gemacht, auch wenn kleinere Mängel ins Auge gestochen sind. Aber was nix kostet, ist halt auch nix wert ;-).
Ne, im Ernst, die Mischung der Artikel ist spannend, durchaus nicht dem Medien-Mainstream und den Öko-Alarmisten nachbetend. Mich wundert, wie man sich die Sache finanziert … das man den Preis für das Abo selber bestimmen kann, finde ich mutig, aber toll!
[@Reto] Die Mängel interessieren die Herausgeber bestimmt. Hast du sie ihnen geschickt?
Beim Inhalt hat BIORAMA wohl sein Zielpublikum sehr genau analysiert und will eben wirklich ein breites Spektrum erreichen, ohne dabei wirklich diejenigen zu vergessen, die vielleicht schon „etwas nachhaltiger“ leben.